ABC. Katze. Schnee.
ABC. Katze. Schnee.

ABC. Katze. Schnee.

Winterluft. Winterduft.

Es riecht anders draußen, wenn Schnee liegt. Das Kaminfeuer vom Nachbarn. Der Diesel beim Warmwerden. Die Ponys nach ihrem Aufgalopp. Das Fell vom Kater, wenn die Katzenklappe schwingt und er zum Aufwärmen aufdringlich wird.
Und es sich hört sich auch anders an. Es ist viel stiller, das eigene Atmen wird lauter. Jeder Schritt knirscht. Beim Gehen braucht man Muskulatur, die für den Rest des Jahres auf Urlaub scheint. Und – das find ich unbezahlbar schön: Überall sind Spuren von anderen Lebewesen zu sehen. Pfötchen, Hufen, Tatzen, Schweife und Schwänze, Füße, Bäuche, Läufe und manche Spuren erzählen gleich ganze Geschichten. Wenn man denn die Sprache beherrscht, in der sie geschrieben sind.

Traumtag im Norden.

Einer der schönsten Wintertage, die ich hier in der Wilstermarsch bislang erleben durfte, war der 01. Dezember in diesem Jahr. An diesem Tag habe ich – ausgerechnet – bis halb 9 geschlafen. In einer Spontanaktion hab ich mir dann die Kamera geschnappt und bin losgefahren, weil diese spezielle Wetterlage mit dem Frost in den Bäumen und dem eiskalten, blauen Winterhimmel seltener bei uns vorkommt als Sternschnuppen.

Früher. Als nicht alles besser war. Der Winter aber schon!

Ich bin jedes Jahr ein bisschen neidisch auf den Winter, wie er sich Richtung Süden halt doch öfter und intensiver zeigt. Bei Bildern von schwer mit Schnee beladenen Bäumen und Ästen und einer unberührten, meterdicken und in der Sonne glitzernden Schneedecke, denke ich dann regelmässig an das berühmte FRÜHER. Früher, als ja bekanntlich alles schöner und besser war, was, zumindest den Winter betreffend auch nicht von der Hand zu weisen ist.

Wintertage in Bayern

Ich erinnere eiskalte Tage in Bayern, an denen es möglich war von Ambach am Starnberger See rüber nach Seeshaupt oder gar Bernried übers „Wasser“ zu laufen. Die Leute liefen Schlittschuh, spielten Eisstock und die Nasen und Ohren froren ein. So auch am Eibsee bei Garmisch, über dessen geschlossene Eisdecke man bedenkenlos spazieren konnte. Ich erinnere wunderschöne Wanderungen durch tiefen Schnee am Spitzingsee. Und – viel früher zurück – Kindertage, bäuchlings auf dem Rennschlitten Richtung Tal, in unserer schwäbischen Heimat. An riesige Schneemänner mit Kohlenaugen, Möhrennasen und Reisigbesen und an wunderschöne Ausritte durch die Winterlandschaft, die Atemwolken der Tiere und die völlig eingefrorenen Füße in schlecht bis gar nicht gefütterten Reitstiefeln. An Bachläufe, die stellenweise einfroren und deren Wellen wie mundgeblasene Kunstwerke im Sonnenlicht reflektierten, an meterlange Eiszapfen, die an gedrechselt wirkende Einhörner erinnerten.

Glück ist, was man draus macht.

Da, man ahnt es schon, hat es der norddeutsche Winter im Hier und Heute schwer, mitzuhalten. Während ich schreibe, begegnen sich Himmel und Erde im gleichen fahlen, schmutzigen Weißton. Die Krähen zanken mit den Fasanen ums Futter, eben zog eine große Nebelkrähe einen Fasan am Schweif vom Körnerfutter weg. Die Ponys sehen aus wie gepudert, weil die feuchte Luft auf ihrem Fell gefriert und in knapp einer Stunde ist der helle Tag auch schon wieder vorbei und die Dunkelheit hüllt den Wintertag in mattes Schweigen.

Dieser Vorgeschichte bedarf es, um meiner Freude Ausdruck zu verleihen über die Wintermotive in unserer Wilstermarsch. Auf den Fotos unser Garten Richtung Nord-Ostsee-Kanal, ein großes Containerschiff, das mit seiner Fracht durch die Kälte gleitet, unser Dörfchen Ecklak, die Strecke Richtung Wilster, die Wilster Au und der von mir so geliebte Wald bei Wacken.

Bitte Daumen drücken, dass es nicht zum letzten Mal so schön gewesen ist in dieser Saison. Beim nächsten Mal steh ich dann deutlich früher auf, versprochen!

4 Kommentare

  1. Volkhard Rühs

    So wunderschön. In der Tat, wie auch ich es seit 1956 selten, aber doch gesehen habe. 1966/67, 1969 bleiben besonders in Erinnerung. Seitdem habe ich kaum noch Winter gesehen. In den letzten 20 Jahren gar nicht. Nicht mal Weihnachtsreifen brauchte ich.
    Auch diesen Wintereinbruch haben wir wieder nicht miterlebt. Ach doch. Sonntag vormittag…
    Ich liebe den Winter. Aus den gleichen Gründen, wie Heike. Und, nö, Skiurlaub ist nicht dasselbe. Darum auch nie gemacht.
    Heike, ich lese Deine Texte immer besonders gern. Sie bringen mich immer wieder zurück in die Welt auf der anderen Seite der Elbe.
    Nein. Nicht alles war besser. Aber so Einiges, besonders die Natur, das Land schon.

    1. Heike Pohl

      Vielen lieben Dank, Volkhard. Mich zieh es immer dahin, wo Natur immer noch oder wieder schön ist. Zuhause in Baden-Württemberg ist zum Beispiel dort, wo in meiner Kindheit eine fiese Deponie war, inzwischen ein wunderschönes Ökosystem mit Froschteichen am Bachlauf entstanden. Tatsächlich war das ja früher eher weniger im Bewusstsein, Natur zu beschützen. Wirklich heulen könnte ich jedes Mal, wenn ich wieder kapiere, dass Wald ein Wirtschaftsfaktor ist und ganze Bereich des Kindheitswaldes inzwischen abgeholzt sind.

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